On being a tourist in South Africa

Das touristsiche Auge guckt anders als das Auge, das an einem Ort lebt. Waehrend mir das Brandenburger Tor in Berlin hauptsaechlich als Durchfahrtstor zum Tiergarten dient, dient es Millionen Touristen im Jahr als photographischer Beweis fuer ihren Aufenthalt in der Haupstadt.So aehnlich erging es mir kuerzlich, als ich mich auf touristischen Pfaden (d.h. per Auto) durch die Savannen-Landschaft des Kruger-National-Park begeben habe, zum „big-5-watching“. Ja, ich habe sie gesehen, die big 5, nun ich gestehe, ich habe nur 4 der 5 gesehen, aber da das Gesehene einen Postkarteneindruck in mir hinterlassen hat, habe ich sie alle gesehen: Rhino, Elefant, Buffulo, Lion and Leopard (letzteren nur auf Postkartenformat).

Es sind die 5 Tiere, die bei der Jagd fuer den Menschen am gefaehrlichsten werden koenne, weil sie dem Mensch nachstellen, so sie gestoert oder gar verwundet wurden. Vor langer Zeit (bis ca. 400 aC) haben sie hier gelebt, zusammen mit den San, in relativer Eintracht zwischen Natur, Tier und ein bisschen Mensch. Dann wurde das Gebiet zunaechst von Bantu Staemmen aus dem Norden Afrikas und spaeter von den vom Kap heraufziehenden Buren bevoelkert, und bejagt. 1898 hat Paul Kruger, der damalige Praesident der Region Transvaal (die sich ca. von Johannesburg bis zum Kruger Park erstreckt), den Park gegruendet, zum Schutz der Wildnis, die zu deisem Zeitpunkt schon fast ausgerottet war. Seither sind die Tier eingezaeunt, zwar in einem sehr grossen Gebiet, aber doch daran gehindert, ihre eigenen, inskrebierten Wege zu gehen. Besonders mit der Gruendung der Nationalgrenzen zwischen Suedafrika, Mosambique und Zimbabwe, und der damit einherrgehenden Einzaeunung,  kamen die Tiere ins Straucheln und gerieten zu Tausenden in die Falle der Zaeune, die ihnen ihre natuerlichen Wander- und Revierwege versperrten. Gerade Elefanten haben ein so enormes Gedaechtnis, dass sie eine unendlich grosse Wanderlandkarte im Kopf haben, der sie ueber Generationen hinweg folgen. Bis die Zaeune kamen. Inzwischen haben die jeweiligen Laender reagiert und der Great Limpopo Transfrontierpark ermoeglicht es den Tieren, ihre alte Zugrichtung von Ost nach West wieder aufzunehmen.

So betritt man den Park durch eines der gut abgesicherten Einfahrtstore, wird auf moegliche Waffen hin durchsucht (gerade letzte Woche wurden wieder 10 Rhinos fuer ihre wertvollen Hoerner von Wilderern getoetet) und darf fuer 140 Rand eintreten ins Land der Tiere, die es nur noch eingezaeunt gibt. Ich bin nicht gegen National Parks, sie sind besser als Zoos und die einzig sinnvolle Art und Weise der Arterhaltung, aber sie sind eben auch ein Wahrzeichen dess, was der Mensch binnen kuerzester Zeit mit der Natur gemacht hat. Gleichzeitig tritt man auch ins Land des Tourismus ein. Grosse 4 x Rad Antriebe wechseln sich mit kleinen Billigmietwagen ab, um die Tiere aus dem Wageninneren bewundern zu koennen. WIr hatten Glueck, die Autoschlangen an den geruhsam unter Baeumen (Loewen) oder an liegenden oder an Baumen knabbernden Tieren (Giraffen) waren nicht ganz so lang.Ich habe sie auch gemacht, die obligatorsichen „ich habe es gesehen Photos“, aber irgendwas in mir war seltsam wenig beruehrt. Die Distanz der Wagenwand in Kombination mit der erweiterten Distanz der Kamera liessen mir die Tiere postkartengleich erscheinen. Auch deren Desinteresse an den stoerend-stinkenden Autokolonnen hat mich irritiert. Zunaechst. Je mehr sich die Autos zerstreut haben im unendlichen grossen Gebiet des Parks, desto eher kam ein Gefuehl von „Afrika“ auf. Die Savanne mit ihren dornigen Gewachsen, in der Ferne ein paar Elephanten, die sich in der Wasserkule bespritzen, eine Giraffe, die mit langen Wimpern durch das Sommergruen der Arkazien blinzelt, eine Horde  Zebras, Impalas und Kudus, die gerne zusammen gemeinsam gehen und stehen, und mit dem vorbeiziehenden Tag das sanfter werdende Licht des Abends. Das ist Afrika, dieses Afrika, da einen nie wieder verlesst, das sich eingraebt in das emotionale Gedaechtnis wie etwas laengst Vergessenes, wie eine Sehnsucht nach etwas, dessen Namen man nicht kennt. Der Wunsch im Einklang mit der Natur zu leben, sich den Gefahren des Busches auszusetzen, die dort, vom Wageninneren unbemerkt, unter jedem Stein oder in den sommerlich gruenen Graesern hausen. Schlangen Skorpione, Spinnen, die weniger aufsehenerregenden Gefahren des Buschs. Der Gedanke an all die kleinen und grossen fuer den Mensch toedlich ausgehenden Tiere wirft mich zurueck in eine Art Urzustand des Menschseins, als wir noch nicht die Wagentuer und Zaeune zwischen Mensch und Natur gestellt haben, als es noch ums reine Leben und Ueberleben ging. Ich frage mch, ob diese wilde, und doch friedlich wirkende Landschaft solche Geanken und Phantasien aufwirft, das Sehnen nach einer laengst vergangenen authentischen Welt, der wir uns laengst entzogen haben in unseren hochtechnisierten, sicherheitsorientierten 4 Waenden in der Heimat.

Die Phanatasie wird durch die vorbeirauschenden Bilder gefuettert, aber dennoch weiss ich nicht, wie sich Elefantenhaut anfuehlt, oder die Konsistenz des so begehrten Nashornhorns, oder, zum Glueck, der Biss einer hochgiftigen Green Mamba, vor der sich alle Einheimischen fuerchten, und die sich vorzugsweise gerne im Unterholz oder aber auch gerne in den Mangobaeumen der Vorgaerten aufhaelt. Auch die sengende Hitze bleibt im Airconditioned Auto aussen vor. Afrika als „Bilder einer Austellung“. Und doch bleibt etwas zurueck. Ein Gefuehl, wohl von kaum jemand besser beschrieben als von Tania Blixen in „Jenseits von Afrika“. (to be continued)

4 Gedanken zu „On being a tourist in South Africa

  1. Wir sind in einem kleineren Park ausgestiegen, und wurden sofort mit boesen Worten bestraft, Man darf unter keinen Umstaenden austeigen. Sie sind wirklich gefaehrlich, die Tiere. Zugang zu Fuss nur mit bewaffneten Rangern.

  2. Manchmal weigere ich mich auch, Touristenattraktionen zu fotografieren. Hier wäre es mir nicht gelungen. Herrliche Eindrücke, die du schilderst, sie sind auch ohne Bilder sehr anschaulich.

Hinterlasse einen Kommentar